Forschung
Das Interfaculty Centre for Educational Research (ICER) wurde 2018 durch die Philosophisch-humanwissenschaftliche sowie die Wirtschafts- und Sozialwissenschaftliche Fakultät der Universität Bern gegründet.
Das übergeordnete Ziel des ICER liegt in der Förderung empirisch-wissenschaftlicher Erkenntnisse in der Bildungsforschung über alle Bildungsstufen hinweg und mit einer Perspektive auf den gesamten Lebensverlauf. In diesem Zusammenhang zeichnet sich das ICER durch eine inter- und transdisziplinäre Zusammenarbeit verschiedener Fachdisziplinen und der Bildungspolitik aus.
Wie zeigt sich die Inter- und Transdisziplinarität des ICER?
Die Bearbeitung bildungswissenschaftlicher Fragestellungen steht vor der Herausforderung, belastbare theoriegeleitete Antworten auf die Frage zu finden, wie Lernen in der Schule zielgerichtet unterstützt werden kann. Dabei gilt es sowohl proximale als auch distale Faktoren sowie deren Zusammenspiel zu berücksichtigen. Zur Weiterentwicklung von Bildungssystemen und zur Verbesserung des Lehrens und Lernens in der Schule und darüber hinaus gilt es, diese Herausforderung interdisziplinär, aus unterschiedlichen wissenschaftlichen Perspektiven, anzugehen. Entsprechend vereint das ICER die Expertise aus verschiedenen Fachdisziplinen, welche sich mit dem Lehren und Lernen in der Schule beschäftigen.
Eine weitere Herausforderung liegt darin, die Ergebnisse über die bildungswissenschaftliche Ebene hinaus nutzbar zu machen. Dabei unterstützt das ICER die Bildungspolitik, indem die empirisch generierten Daten aufbereitet, dargestellt und eingeordnet werden, so dass die Ergebnisse in bildungspolitische Diskussionen einfliessen können. Dadurch lassen sich die wissenschaftlich erarbeiteten empirischen Befunde transdisziplinär nutzen, was der Weiterentwicklung des Schulsystems, aber auch der Schul- und Unterrichtspraxis dient.
Die am ICER durchgeführte interdisziplinäre Bildungsforschung bezweckt demnach eine transdisziplinäre Wirkung.
Beitrag des ICER im Rahmen des nationalen Bildungsmonitorings
Large-Scale Assessments (LSA) im Schulbereich sind breit angelegte Überprüfungen der von den Schülerinnen und Schüler (SuS) erworbenen Kompetenzen. LSA erlauben den Vergleich der Effektivität von Bildungssystemen sowohl zwischen Ländern und Kantonen als auch im Zeitverlauf. Sie stellen damit einen wichtigen Pfeiler des nationalen Bildungsmonitorings dar.
In internationalen Vergleichsstudien können diese Kompetenzen verglichen und im Zusammenhang mit den unterschiedlichen Bedingungen in den verschiedenen Schulsystemen beurteilt werden. Die in vielen Ländern etablierten nationalen LSA erlauben zudem eine Evaluation der curricularen Kompetenzen und damit eine Anknüpfung an die nationalen Bildungsziele. Dabei lassen sich auch die jeweiligen Besonderheiten des Bildungssystems adäquat berücksichtigen.
Bestandteil des Schweizer Bildungsmonitorings ist einerseits das Programme for International Student Assessment (PISA), eine internationale Kompetenzstudie der OECD , sowie die Überprüfung der Grundkompetenzen (ÜGK) als nationale Leistungsstudie. Der Auftrag des ICER im Rahmen dieser beiden Projekte liegt u.a. darin, deren Durchführung schweizweit zu koordinieren.
Weiter umfasst der Auftrag des ICER, die Qualität der Daten aus den Projekten PISA und ÜGK sicherzustellen und diese durch eine entsprechende Aufbereitung, Darstellung und Einordnung auf der Ebene der Bildungspolitik interpretierbar und für das Bildungsmonitoring nutzbar zu machen. In diesem Zusammenhang leistet das ICER einen Beitrag zur Bearbeitung von inter- und transdisziplinär angelegten bildungswissenschaftlichen Fragestellungen im Rahmen des nationalen Bildungsmonitoring.
Im Rahmen des nationalen Bildungsmonitorings stehen am ICER auch Projekte an, welche die Prozesse der Planung und der Durchführung der LSA weiterzuentwickeln und zu optimieren. Ein Beispiel stellt die Entwicklung eines Moduls für das Stichprobenmanagement bei Schweizer Large-Scale-Assessments zur Vereinfachung der Stichprobenziehung für LSA in der Schweiz sowie zur Reduzierung der damit in Zusammenhang stehenden Arbeitslast für die Kantone und die Schulen dar.
Ein anderes Beispiel ist die Prüfung der Prozesse sowie der Qualität der Verknüpfung der ÜGK-Daten mit Registerdaten für eine allfällige zukünftige Nutzung der Verknüpfung bei der ÜGK.
Beitrag des ICER zur Forschungsinfrastruktur
Als breit angelegte Untersuchungen der Kompetenzen von Schülerinnen und Schüler (SuS) liefern Large-Scale Assessments (LSA) im Schulbereich den Vergleich der Effektivität von Bildungssystemen sowohl zwischen Ländern und Kantonen als auch im Zeitverlauf. Sie stellen damit einen wichtigen Pfeiler des Bildungsmonitorings dar. Darüber hinaus liefern sie eine interessante Datengrundlage für die Grundlagenforschung in verschiedenen Fachdisziplinen als auch für angewandte Forschungsprojekte an Fachhochschulen und Universitäten. Es handelt sich dabei um die jeweilige Zielpopulation adäquat abbildende Daten aus den standardisierten Leistungstests und aus den jeweils eingesetzten standardisierten Kontextfragebogen (z.B. auf der Ebene der Schülerinnen und Schüler oder auf der Ebene von Schulen).
Das ICER leistet einen Beitrag zur Forschungsinfrastruktur, indem es die Kontextualisierung der LSA national koordiniert. Dabei wird bei der Entwicklung und der Übersetzung der Kontextfragebogen mit verschiedenen Institutionen aus allen Sprachregionen der Schweiz zusammengearbeitet, was inhaltlich eine Berücksichtigung unterschiedlicher Interessen aus verschiedenen Fachdisziplinen ermöglicht.
Weiter ist es Auftrag des ICER, die Daten aus den Schweizer LSA für die Bearbeitung von inter- und transdisziplinär angelegten bildungswissenschaftlichen Fragestellungen aufzubereiten sowie für die gesamte Forschungsgemeinschaft nutzbar zu machen. Dadurch leistet das ICER einen Beitrag an die nationale und internationale Forschungsinfrastruktur. Die nationalen Daten aus PISA und ÜGK werden nach deren Veröffentlichung auf SWISSUbase zur Verfügung gestellt, was deren Einbindung in die nationale und internationale Forschungsinfrastruktur unterstützt.
Das ICER knüpft zudem auch in eigenen Forschungsprojekten an die LSA-Daten an. Ein Beispiel dafür ist das Projekt zur Verknüpfung der Daten aus der ÜGK 2016 und der ÜGK 2017 mit Registerdaten.
Beitrag des ICER in forschungsbasierten Dienst- und Transferleistungen
Auf der Grundlage der am ICER vorhandenen Expertise in der Bearbeitung von bildungswissenschaftlichen Fragestellungen unterstützt das ICER interessierte Partnerinnen und Partner innerhalb und ausserhalb der Universität bei entsprechenden Vorhaben. In diesem Zusammenhang werden anhand Analysen der vorhandenen Daten grundlegende, überregional und international bedeutsame forschungsbasierte Dienst- und Transferleistungen erbracht. Hierbei werden in Zusammenarbeit mit den Projektpartnern bedarfsorientierte Fragestellungen erarbeitet und analysiert. Ein Beispiel dafür sind Vertiefungsanalysen der ÜGK-Daten der Erhebungen aus dem Jahre 2016 für verschiedene Kantone.
Beitrag des ICER in drittmittelfinanzierten Projekten
Zur Bearbeitung von bildungswissenschaftlichen Fragestellungen akquiriert das ICER Drittmittel für eigene interdisziplinäre Forschungsprojekte in der Bildungsforschung über alle Bildungsstufen hinweg und mit einer Perspektive auf den gesamten Lebensverlauf. Beispiele dafür stellen das Projekt PIONEERED dar, welches als Horizon 2020 Projekt durch die EU gefördert wird, das Projekt DigiPrim im Rahmen der Initiative BeLEARN des Kantons Bern oder das Project Career Tracker Cohorts, durchgeführt im Auftrag des SNF.